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Verteidigung von al-Mutawakkil gegen schiitische Vorwürfe
Das Scheinargument:
Al-Mutawakkil (821-861 n. Chr.) war der zehnte Abbasidenkalif und regierte von 847 bis 861 n. Chr. Während seiner Herrschaft wurden bedeutende politische und religiöse Entwicklungen im islamischen Reich vollzogen. In der schiitischen Historiographie wird er oft als Nāṣibī (Feind der Ahlu l-Bayt) dargestellt, der Imam ʿAlī und seine Nachkommen gehasst habe. Insbesondere wird ihm die Zerstörung des Grabes von Imam al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm, zur Last gelegt, was als Zeichen seiner Feindseligkeit gegenüber der Ahlu l-Bayt interpretiert wird.
Antwort auf das Scheinargument:
Erstens: War Al-Mutawakkil ein Feind der Ahlu l-Bayt?
A) Die Beziehung zwischen al-Mutawakkil und Imam ʿAlī al-Hādī:
Die schiitische Geschichtsschreibung behauptet, dass al-Mutawakkil Imam ʿAlī al-Hādī, möge Allah barmherzig mit ihm sein, den zehnten Imam der Zwölfer-Schiiten, unterdrückt habe. Doch eine genauere Untersuchung zeigt, dass der Kalif keineswegs feindselig gegenüber dem Imam eingestellt war.
Tatsächlich zeigt ein Brief al-Mutawakkils an Imam ʿAlī al-Hādī, der in schiitischen Quellen überliefert ist, dass der Kalif ihn respektierte und ihm Schutz gewährte. In diesem Brief heißt es:
„Amir al-Muʾminīn (Al-Mutawakkil) ist sich deines Ranges bewusst und achtet deine Verwandtschaft zum Propheten ﷺ. Er handelt in deinem Interesse und im Interesse deiner Familie, um eure Ehre zu bewahren und euch Sicherheit zu gewähren. Er strebt damit die Zufriedenheit Allahs an und erfüllt seine Pflichten gegenüber dir und deiner Familie. […] Amir al-Muʾminīn wünscht sich deine Gesellschaft und sehnt sich danach, dich zu sehen.“1
Diese Quelle stammt aus schiitischen Werken und widerlegt deutlich die Behauptung, dass al-Mutawakkil ein Feind der Ahlu l-Bayt gewesen sei.
B) Die Position von Imam ʿAlī al-Hādī am Hof von al-Mutawakkil:
Entgegen der Behauptung, dass al-Mutawakkil Imam al-Hādī unterdrückte, zeigen mehrere Quellen, dass der Imam in Samarra unter guten Bedingungen lebte. Der schiitische Gelehrte al-Māzandarānī schreibt:
„ʿAlī al-Hādī (a) wurde weder inhaftiert noch getötet, sondern lebte in Ehre und Würde im Palast des Kalifen mit seinen Dienern und Verwandten.“2
Darüber hinaus hatte Imam al-Hādī Einfluss auf einige Entscheidungen am Hof von Al-Mutawakkil:
- Er hatte Zugang zur politischen Elite und wurde in juristischen Fragen konsultiert.3
- Er verordnete medizinische Behandlungen für den Kalifen, als dieser erkrankte.4
- Der Kommandeur Yaḥyā Ibn Hārthama, eine Schlüsselfigur unter al-Mutawakkil, war selbst Schiit.5
Diese Punkte widersprechen eindeutig der Behauptung, dass al-Mutawakkil Imam al-Hādī verfolgt oder die Ahl al-Bayt unterdrückt habe.
Zweitens: Die Zerstörung des Grabes von Imam al-Ḥusain – Ein Zeichen von Feindseligkeit?
Die zweite große Anschuldigung gegen al-Mutawakkil betrifft die Zerstörung des Grabes von Imam al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm. Die Schiiten behaupten, dies sei ein Ausdruck seines Hasses auf die Ahlu l-Bayt gewesen. Doch eine genauere Untersuchung zeigt, dass dies nicht der Fall war.
A) Die historische Begründung für die Zerstörung des Grabes:
Laut den Quellen wurde das Grab nicht zerstört, weil al-Mutawakkil Imam al-Ḥusain hasste, sondern weil extreme Formen der Grabsverehrung aufkamen. Eine Überlieferung berichtet, dass eine Dienerin des Kalifen zu spät zurückkehrte. Als sie befragt wurde, wohin sie gegangen sei, antwortete sie: „Ich bin zum Ḥajj gegangen.“ „Aber es ist doch nicht die Zeit für den Ḥajj!“, entgegnete al-Mutawakkil. „Ich war am Grab von al-Ḥusain“, sagte sie.6
Diese Aussage zeigt, dass manche Menschen den Besuch des Grabes als eine Art Ersatz für die Pilgerfahrt nach Mekka betrachteten und dort Shirk-Handlungen durchführten. Diese Entwicklung widersprach den islamischen Prinzipien und führte zur Entscheidung, das Grab einzuebnen.
B) Islamische Belege gegen übermäßige Grabsverehrung:
Die Maßnahme von al-Mutawakkil war keineswegs eine Willkürhandlung, sondern entsprach den klaren Anweisungen des Propheten ﷺ, so wie es in den Büchern der Shīʿa überliefert ist:
1. Das Verbot, Gräber als Gebetsstätten zu nutzen:
„Nehmt mein Grab nicht als Gebetsstätte, denn Allah hat die Juden verflucht, weil sie die Gräber ihrer Propheten zu Gebetsstätten machten.“7
2. Das Verbot, Gräber zu erhöhen oder zu verzieren:
„Der Prophet ﷺ verbot, Gräber zu verputzen, darauf zu bauen oder Inschriften anzubringen.“8
3. Die Vorschrift, Gräber nicht höher als eine Handbreit zu bauen:
„Erhebt mein Grab nicht über vier Finger.“9
4. Das Verbot, Gräber als Orte für religiöse Rituale zu nutzen:
„Der Prophet ﷺ verbot das Umkreisen (Ṭawāf) von Gräbern.“10
Diese Überlieferungen, die selbst in schiitischen Quellen zu finden sind, zeigen, dass die Entscheidung von al-Mutawakkil mit den islamischen Geboten übereinstimmte.
C) Die Doppelmoral der Schiiten
Während al-Mutawakkil für die Umsetzung islamischer Prinzipien kritisiert wird, ignorieren schiitische Gelehrte, dass auch ihre eigenen Imame gegen übermäßige Grabsverehrung waren. Beispielsweise sagte Imam Jaʿfar aṣ-Ṣādiq: „Das beste Grab ist das, das nicht bekannt ist.“11
Wenn also Imam Jaʿfar selbst diese Praxis kritisierte, warum wird al-Mutawakkil für dasselbe Vorgehen angegriffen?
Drittens: Widersprüche in der schiitischen Geschichtsschreibung:
Die schiitischen Quellen selbst bestätigen, dass al-Mutawakkil keine generelle Feindschaft gegenüber der Ahlu l-Bayt hegte:
- Er behandelte Imam ʿAlī al-Hādī mit Respekt und bot ihm Schutz.
- Er berief schiitische Beamte in hohe Positionen, darunter:
- Yaḥyā Ibn Hārthama (Militärbefehlshaber)
- Nūḥ Ibn Darrāj (schiitischer Richter in Kufa)
- Muḥammad Ibn al-Faraj (schiitischer Gouverneur in Ägypten)
- Die Zerstörung des Grabes von al-Ḥusain hatte religiöse Hintergründe, war aber keine allgemeine Feindseligkeit gegenüber der Ahlu l-Bayt.
Die schiitische Darstellung von al-Mutawakkil als erbittertem Feind der Ahlu l-Bayt ist daher eine Übertreibung und beruht eher auf politischen und sektiererischen Motiven als auf einer objektiven Geschichtsanalyse.
Viertens: Fazit:
Die Behauptung, dass al-Mutawakkil ein Nāṣibī war, der die Ahlu l-Bayt hasste, ist historisch nicht haltbar. Eine objektive Analyse zeigt:
- Er pflegte eine respektvolle Beziehung zu Imam ʿAlī al-Hādī.
- Er setzte Schiiten in hohe Ämter ein.
- Die Zerstörung des Grabes von al-Ḥusain war eine Reaktion auf exzessive Verehrung und Shirk-Handlungen am Grab, nicht Ausdruck von Hass.
- Die Schiiten ignorieren, dass ihre eigenen Imame übermäßige Grabsverehrung ablehnten.
Daher ist die negative Darstellung von al-Mutawakkil in der schiitischen Geschichtsschreibung eine ideologisch motivierte Verzerrung der historischen Realität.
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- Al-Kāfī von al-Kulainī (Bd. 1, S. 501); Al-Irshād von al-Mufīd (Bd. 2, S. 309); Biḥār al-Anwār von al-Majlisī (Bd. 50, S. 200); Aʿyān ash-Shīʿa von Sayyid Muḥsin al-Amīn (Bd. 2, S. 38). ↩︎
- Sharḥ al-Kāfī von al-Māzandarānī; Bd. 7, S. 307. ↩︎
- Manāqib Āl Abī Ṭālib von Ibn Shahr Āshūb; Bd. 4, S. 403. ↩︎
- Sharḥ al-Kāfī von al-Māzandarānī; Bd. 7, S. 300. ↩︎
- Sharḥ al-Kāfī von al-Māzandarānī; Bd. 7, S. 306. ↩︎
- Maqātil aṭ-Ṭālibiyyīn von Abu l-Faraj al-Aṣfahānī; S. 395. ↩︎
- Wasāʾil ash-Shīʿa von al-Ḥurr al-ʿĀmilī; Bd. 2, S. 887. ↩︎
- Mustadrak al-Wasāʾil von Mirza an-Nūrī; Bd. 1, S. 127. ↩︎
- Wasāʾil ash-Shīʿa von al-Ḥurr al-ʿĀmilī; Bd. 2, S. 858. ↩︎
- Wasāʾil ash-Shīʿa von al-Ḥurr al-ʿĀmilī; Bd. 10, S. 99. ↩︎
- Muṣannaf ʿAbdurrazzāq von aṣ-Ṣanʿānī; Bd. 3, S. 506. ↩︎