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Die Behauptung, dass ʿUmar über den Propheten ﷺ gesagt habe: „Er redet wirres Zeug (Yahjur).“
Das Scheinargument:
Zu den Behauptungen, auf die sich die Rāfiḍa bei ihrem Takfīr auf ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, stützen, gehört der Ḥadīth, den al-Bukhārī über das Ereignis der Schriftaufzeichnung überliefert hat, dass der Gesandte Allahs ﷺ kurz vor seinem Tod anordnete. Dieses Ereignis ist als „die Tragödie am Donnerstag“ (Raziyyat al-Khamīs) bekannt. Sie behaupten, dass ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, den Gesandten Allahs ﷺ als jemanden bezeichnet habe, der „wirres Zeug redet (Yahjur)“. Dies ist jedoch lediglich eine haltlose Anschuldigung, die jeglicher Wahrheit entbehrt, wie wir noch darlegen werden, so Allah will.
Der Shīʿa-Gelehrte al-ʿĀmilī (gest. 1693 n. Chr.) schreibt unter dem Kapitel „Über die Verunglimpfung derjenigen, die ihm durch Ungerechtigkeit und Feindseligkeit vorausgingen“: „Die zweite Kategorie betrifft ʿUmar, und dazu gehört unter anderem: Der Prophet (s) verlangte nach einer Schreibtafel und einem Schreibmaterial, um ihnen ein Dokument zu verfassen, nach dem sie niemals in Uneinigkeit geraten würden. Er wollte damit das, was er bereits am Tag von al-Ghadīr und anderen Gelegenheiten über ʿAlī (a) gesagt hatte, weiter bekräftigen. Als ʿUmar dies bemerkte, hinderte er ihn daran und sagte: ‚Er redet wirres Zeug.‘ Dies ist die Überlieferung, die sie dazu überliefert haben.“1
Sie betrachteten diese Aussage als eine Beleidigung des Gesandten Allahs ﷺ und erklärten daraufhin ʿUmar für ungläubig.
Der Shīʿa-Gelehrte Nūrullāh at-Tustarī (gest. 1610 n. Chr.) schreibt: „Die erste Person, die den Gesandten Allahs (s) während seiner Krankheit, in der er verstarb, beschimpfte, war ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, der Kalif […], als der Gesandte Allahs (s) sagte: ‚Bringt mir eine Schreibtafel und ein Schreibmaterial, damit ich euch ein Dokument verfasse, nach dem ihr niemals in die Irre gehen werdet.‘ Da sagte ʿUmar: ‚Der Mann redet wirres Zeug (Yahjur).‘“2
Antwort auf das Scheinargument:
Erstens: Es ist bemerkenswert, dass die Rāfiḍa diesen Ḥadīth ständig wiederholen und ihn als eines der größten Vergehen und Verfehlungen von ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, darstellen. Dennoch wurde dieser Ḥadīth nicht in ihren eigenen Büchern überliefert, noch wurde er von ihren Gelehrten oder Autoren übermittelt.
Der Shīʿa-Gelehrte Muḥammad Āṣif Muḥsinī (gest. 2019 n. Chr.) sagte: „Es ist wirklich erstaunlich, dass es bei den Schiiten keine einzige Überlieferung gibt – selbst mit einer schwachen Überlieferungskette –, die berichtet, dass ʿUmar und diejenigen, die ihm folgten, dem Gesandten Allahs (s) in seiner Krankheit, als er um eine Schreibtafel und Tinte bat, entgegneten: ‚Der Mann redet wirr‘ oder ‚ihn hat der Schmerz übermannt‘ (beide Aussagen bedeuten das Gleiche), oder dass sie sagten: ‚Uns genügt das Buch Allahs‘, so wie es von den Sunniten in ihren authentischen Büchern und Werken überliefert wurde.“3
Es ist daher wirklich verwunderlich, dass die Schiiten ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, für eine Angelegenheit des Unglaubens bezichtigen, die sie selbst in ihren eigenen Quellen nicht belegen können. Tatsächlich müssten sie diesen Ḥadīth zurückweisen, da er letztlich darauf hinausläuft, dass ihre eigenen Imame angeblich eine der wichtigsten religiösen Verpflichtungen verschwiegen hätten – nämlich die angebliche Pflicht, die Feinde von ʿAlī offenzulegen, wie sie behaupten.
Zweitens: Diese Aussage wurde in keiner der Überlieferungen eindeutig ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, zugeschrieben. Die detaillierte Betrachtung zeigt Folgendes:
Von Ibn ʿAbbās, Allahs Wohlgefallen auf ihm, wurde überliefert: „Als der Gesandte Allahs im Sterben lag, waren Männer im Haus, unter ihnen ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb. Der Prophet ﷺ sagte: ‚Kommt her, ich werde euch ein Schriftstück verfassen, nach dem ihr nie in die Irre gehen werdet.‘ Daraufhin sagte ʿUmar: ‚Der Gesandte Allahs ist von der Krankheit überwältigt, und ihr habt den Qurʾān; das Buch Allahs genügt uns.‘ Daraufhin stritten sich die Anwesenden im Haus und diskutierten. Einige sagten: ‚Bringt her, damit der Gesandte Allahs euch ein Schriftstück aufsetzt, nach dem ihr nie in die Irre gehen werdet.‘ Andere sagten das, was ʿUmar sagte. Als das Stimmengewirr und der Streit zunahmen, sagte der Gesandte Allahs ﷺ: ‚Steht auf und geht hinaus.‘ ʿUbaidallāh sagte: Ibn ʿAbbās pflegte zu sagen: ‚Die wahre Katastrophe, die Katastrophe aller Katastrophen, war das, was den Gesandten Allahs daran hinderte, jenes Schriftstück zu verfassen – wegen ihres Streits und Stimmengewirrs.‘“4
Und in einer Überlieferung bei al-Bukhārī heißt es: „Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: ‚Und es ziemt sich nicht, dass in der Gegenwart eines Propheten gestritten wird.‘ Sie sagten: ‚Was ist mit ihm? Faselt er? Fragt ihn nach!‘ Da sagte er ﷺ: ‚Lasst mich, denn das, worin ich mich befinde, ist besser als das, wozu ihr mich ruft.‘“5
In einer weiteren Überlieferung bei al-Bukhārī heißt es, dass derjenige, der sagte: „Der Gesandte Allahs ist von der Krankheit überwältigt“, zu einigen Männern gehörte, ohne dass dieser Satz explizit ʿUmar zugeschrieben wurde.
Darin wird zudem erwähnt, dass eine Gruppe der Anwesenden im Raum mit ʿUmar übereinstimmte, wie es in einer Überlieferung heißt:
„Als der Gesandte Allahs ﷺ im Sterben lag und Männer im Haus waren, sagte er: ‚Kommt her, ich werde euch ein Schriftstück verfassen, nach dem ihr nicht in die Irre gehen werdet.‘ Da sagten einige von ihnen: ‚Der Gesandte Allahs ist von der Krankheit überwältigt, und ihr habt den Qurʾān, das Buch Allahs genügt uns.‘ Daraufhin stritten sich die Anwesenden im Haus und diskutierten. Einige sagten: ‚Bringt her, damit der Gesandte Allahs euch ein Schriftstück aufsetzt, nach dem ihr nicht in die Irre gehen werdet.‘ Andere sagten etwas anderes. Als das Stimmengewirr und der Streit zunahmen, sagte der Gesandte Allahs: ‚Steht auf und geht hinaus.‘“6
Und in einer Überlieferung bei an-Nasāʾī erscheint das Wort „Hajar“ in Frageform: „Da sagten sie: ‚Was ist mit ihm? Faselt er? Fragt ihn nach!‘ Da gingen sie, um es ihm zu wiederholen. Er sagte: ‚Lasst mich, denn das, worin ich mich befinde, ist besser als das, wozu ihr mich ruft.‘“7
In einer Überlieferung bei Aḥmad heißt es: „Sie sagten: ‚Was ist mit ihm? Faselt er?‘ Sufyān sagte: ‚Das bedeutet: redet er wirr? – Fragt ihn nach!‘ Da gingen sie, um es ihm zu wiederholen.“8
Und in Musnad al-Ḥumaidī im Ḥadīth von Ibn ʿAbbās heißt es: „Er sagte: ‚Bringt mir etwas, damit ich euch ein Schriftstück verfasse, nach dem ihr niemals in die Irre gehen werdet.‘ Da stritten sie sich, und es ziemt sich nicht, dass in der Gegenwart eines Propheten gestritten wird. Sie sagten: ‚Was ist mit ihm? Faselt er? Fragt ihn nach!‘ […].“9
Die Schlussfolgerung aus diesen Überlieferungen ist, dass die Aussage „Der Gesandte Allahs faselt (Hajara)“ – das heißt, „spricht wirr“ – in keiner Überlieferung ʿUmar Ibn al-Khaṭṭāb zugeschrieben wird, weder in den beiden Ṣaḥīḥ-Werken noch in anderen Büchern der Sunniten. Vielmehr wird sie in den Überlieferungen, wie sie in den beiden Ṣaḥīḥ-Sammlungen überliefert sind, einer Gruppe der anwesenden Männer zugeschrieben.
Ad-Dahlawī (gest. 1824 n. Chr.) sagte: „Woher kommt der Beweis, dass derjenige, der dies sagte, ʿUmar war, wo es doch in den meisten Überlieferungen in der Pluralform ‚sie sagten‘ vorkommt?“10
Drittens: Das Richtigere, wie viele Gelehrte sagen – darunter al-Qāḍī ʿIyāḍ11, al-Qurṭubī12, an-Nawawī13 und Ibn Ḥajar14 – ist, dass die Überlieferung in der Form „A-Hajara?“ mit Hamza, also als Frage, überliefert wurde. Dies wäre eine Zurückweisung gegenüber denen, die sich weigerten, dem Propheten ﷺ eine Schreibtafel zu bringen. Die Bedeutung wäre dann: „Kann es sein, dass der Gesandte Allahs ﷺ wirres Zeug redet, sodass ihr euch weigert, ihm eine Schreibtafel und Tinte zu bringen?!“
Al-Qurṭubī sagte: „Nach dieser Auslegung ist es undenkbar, dass ihre Worte ‚A-Hajara?‘ auf Zweifel an der Richtigkeit dessen hinweisen, was der Gesandte Allahs ﷺ während seiner Krankheit sagte. Vielmehr war dies von einigen von ihnen eine Zurückweisung gegenüber denen, die zögerten, eine Schreibtafel und Tinte zu bringen. Als wollten sie sagen: ‚Wie könnt ihr zögern?! Denkt ihr etwa, er redet wirres Zeug? Hört auf zu zögern und bringt ihm die Schreibtafel, denn er spricht nur die Wahrheit und keine wirren Worte!‘ Dies ist die beste Deutung dieser Aussage.“15
Viertens: Selbst wenn man annimmt, dass es sich nicht um eine Frage, sondern um eine Feststellung eines der Anwesenden handelt, dann war diese Aussage ein Fehler desjenigen, der sie äußerte – verursacht durch Verwirrung, Erstaunen und den schweren Schock über den Zustand des Gesandten Allahs ﷺ.
Imām an-Nawawī (gest. 1277 n. Chr.) sagte: „Und selbst wenn die anderen Überlieferungen authentisch sind, dann war es ein Fehler desjenigen, der es sagte – eine Aussage ohne Überlegung, sondern aus Verwirrung und Fassungslosigkeit über das, was er am Gesandten Allahs ﷺ in diesem Moment wahrnahm. Die Situation deutete auf seinen Tod hin, was für die Anwesenden eine enorme Prüfung darstellte und die Angst vor Zwietracht und Irreführung nach ihm verstärkte.“16
Diese Aussage könnte von jemandem stammen, der erst kurz zuvor zum Islam übergetreten war.
Al-Qurṭubī (gest. 1273 n. Chr.) sagte: „Falls man annimmt, dass jemand dies tatsächlich gesagt hat, weil er Zweifel an der Wahrheit der Worte des Propheten ﷺ hatte, dann war es ein Fehler. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die vorzüglichen, rechtschaffenen Ṣaḥāba, die in diesem Moment anwesend waren, ihn in dieser Aussage bestätigt hätten. Diese Annahme ist weit hergeholt und eine unzutreffende Einschätzung. Wahrscheinlicher ist, dass die Aussage von jemandem gemacht wurde, der von Schock und Verwirrung in dieser gewaltigen, schicksalshaften Situation überwältigt wurde.“17
Al-Ḥāfiẓ Ibn Ḥajar (gest. 1449 n. Chr.) hat diese Erklärung als gut befunden und sagte: „Mir erscheint die dritte Möglichkeit, die al-Qurṭubī erwähnte, als die wahrscheinlichste. Demnach wäre derjenige, der diese Aussage machte, jemand, der erst kurz zuvor zum Islam übergetreten war und es gewohnt war, dass starke Schmerzen jemanden daran hindern können, seine Worte genau zu formulieren. Dies ist auch in einer anderen Überlieferung erkennbar, wo es heißt: ‚Einige sagten: Ihn hat der Schmerz überwältigt.‘ Bei al-Ismāʿīlī wird in einer Überlieferung von Muḥammad Ibn Khallād über Sufyān zu diesem Ḥadīth erwähnt: ‚Sie sagten: Was ist mit ihm? Redet er wirr? Fragt ihn nach.‘“18
Diese Worte wurden in der Gegenwart des Gesandten Allahs ﷺ und seiner angesehenen Gefährten, darunter auch ʿAlī, geäußert, doch keiner von ihnen tadelte den Sprecher oder betrachtete seine Aussage als Sünde. Dies zeigt, dass er auf jeden Fall entschuldigt war. Wer also nachträglich darüber spricht, ist lediglich jemand, der in seinem Glauben in die Irre gegangen ist und vom rechten Weg abgewichen ist.
Fünftens: Die Aussage von ʿUmar, Allahs Wohlgefallen auf ihn: „Der Gesandte Allahs ist von der Krankheit überwältigt“, die bei al-Bukhārī und Muslim überliefert ist, bedeutet, dass der Gesandte Allahs ﷺ erschöpft war und das Schreiben des Dokuments lange dauern würde, was ihn weiter belasten und seine Krankheit verschlimmern könnte. Man wollte den Gesandten Allahs ﷺ nicht zusätzlich belasten, in der Erwartung, dass er es nach seiner Genesung verfassen würde. Denn Allah würde ihn nicht abberufen, bevor er seine Botschaft vollendet hätte.
ʿUmar, Allahs Wohlgefallen auf ihn, dachte nicht einmal daran, dass der Gesandte Allahs ﷺ sterben könnte, was sich daran zeigt, dass er später die Nachricht von seinem Ableben nicht sofort akzeptierte.19 Das Verhindern der Niederschrift geschah also aus Mitleid mit dem Gesandten Allahs ﷺ, um ihn nicht unnötig zu belasten, da das Schreiben Zeit in Anspruch genommen hätte. Es liegt auf der Hand, dass die Aussage von ʿUmar bezüglich der Krankheit des Gesandten Allahs ﷺ in keiner Weise eine Abwertung darstellt.
Sechstens: Es ist unlogisch anzunehmen, dass ʿUmar, Allahs Wohlgefallen auf ihn, einen schwerwiegenden Fehler gegenüber dem Gesandten Allahs ﷺ begangen hätte, ohne dass eine entsprechende Reaktion der Anwesenden in dieser Versammlung überliefert wurde – insbesondere von ʿAlī bin Abī Ṭālib, Allahs Wohlgefallen auf ihn. Vielmehr finden wir, dass er ʿUmar nach dessen Tod in höchsten Tönen lobte, wie es im Nahj al-Balāgha überliefert ist und auch in anderen von den Schiiten als zuverlässig anerkannten Büchern belegt wird.
Zudem verheiratete er seine Tochter Umm Kulthūm, die Tochter von Fāṭima, mit ʿUmar. Und der Prophet ﷺ sagte: „Wenn jemand zu euch kommt, dessen Religion und Charakter euch zufriedenstellen, dann verheiratet ihn.“20
Wie kann dies das Verhalten eines unfehlbaren Imāms sein, der genau wusste, dass diese Personen – wie behauptet – den Gesandten Allahs ﷺ beleidigten, entartet waren, eine Verschwörung gegen den Glauben hegten oder gar abgefallen sein sollen? Würde er sie dennoch mit Liebe, Wertschätzung und Lob überschütten?
Siebtens: In einigen Überlieferungen der Schiiten wird dem Gesandten Allahs ﷺ sowie den Imāmen ebenfalls Halluzination und Wahn (Hadhayān) zugeschrieben – genau der Vorwurf, den sie ʿUmar, Allahs Wohlgefallen auf ihm, machen.
Der Shīʿa-Gelehrte aṣ-Ṣadūq (gest. 991 n. Chr.) überlieferte mit seiner Überlieferungskette von Ibn ʿAbbās: „Als der Gesandte Allahs (s) krank wurde und seine Ṣaḥāba bei ihm waren […] fingen al-Ḥasan und al-Ḥusain (a) an zu weinen und laut zu klagen und sagten: ‚Unsere Seelen seien dein Opfer, und unsere Gesichter seien dir Schutz!‘ Da fragte der Gesandte Allahs (s): ‚Wer sind diese beiden, o ʿAlī?‘ Er antwortete: ‚Das sind deine Söhne al-Ḥasan und al-Ḥusain.‘ Da umarmte und küsste er sie.“21
Bedeutet das nach eurer Überlieferung, dass der Gesandte Allahs ﷺ halluzinierte, ihr Rāfiḍa?! Oder werdet ihr sagen, dass dies aufgrund der Intensität seines Leidens in seiner Krankheit geschah?!
Tatsächlich wird die Zuschreibung von Halluzination auch ausdrücklich dem Imām ʿAlī Ibn al-Ḥusain (Zain al-ʿĀbidīn) gemacht. Ibn Ṭāwūs überliefert mit seiner Kette von Abū Jaʿfar Ibn Rustam: „Als der Tod zu ʿAlī Ibn al-Ḥusain kam, sagte er zu seinem Sohn: ‚O Muḥammad, welche Nacht ist dies?‘ Er antwortete: ‚Diese und jene.‘ Er fragte weiter: ‚Wie viel vom Monat ist vergangen?‘ Er antwortete: ‚So und so viel.‘ Da sagte er: ‚Dies ist die Nacht, die mir versprochen wurde.‘ Dann verlangte er nach Wasser für die Gebetswaschung, das ihm gebracht wurde. Doch dann sagte er: ‚Darin ist eine Maus!‘ Einige Anwesende sagten: ‚Er redet wirres Zeug (Yahjur).‘ Da brachten sie eine Lampe und fanden tatsächlich eine Maus im Wasser. Also wurde das Wasser ausgeschüttet, ein anderes gebracht, und er führte die Gebetswaschung durch und betete. Als die Nacht zu Ende ging, verstarb er.“22
Diese Begebenheit geschah kurz vor dem Ableben von Imām ʿAlī Ibn al-Ḥusain. Zweifellos waren die Anwesenden einige der ihm am nächsten stehenden Personen. Wie konnten sie es dann für möglich halten, dass er halluziniert?!
Tatsächlich findet sich in ihren Büchern eine Überlieferung, in der Jaʿfar aṣ-Ṣādiq selbst zugibt, dass er wirres Zeug geredet hätte (Yahjur).
Aṣ-Ṣaffār überliefert mit seiner Kette von Ḥumrān Ibn Aʿyan: „Ich sagte zu Abū ʿAbdillāh: ‚Seid ihr Propheten?‘ Er antwortete: ‚Nein.‘ Ich sagte: ‚Doch es hat mir jemand, dem ich nicht misstraue, berichtet, dass du gesagt hast, ihr seid Propheten.‘ Er fragte: ‚Wer ist es? Abū l-Khaṭṭāb?‘ Ich sagte: ‚Ja.‘ Da sagte er: ‚Dann habe ich wirres Zeug geredet (Ahjur).‘“23
Beachte, wie al-Majlisī krampfhaft versucht, die Worte von Jaʿfar aṣ-Ṣādiq zu rechtfertigen und ihm auf jede erdenkliche Weise eine Ausrede zu liefern. Er sagt: „Seine Aussage: ‚Dann habe ich wirres Zeug geredet‘ (kuntu idhan ahjur) ist in der Anredeform und ahjur ist die Steigerungsform von hajr (Unsinn, Hysterie). Das bedeutet: Jetzt, da sich herausstellt, dass du dich auf die Worte des Lügners Abū l-Khaṭṭāb verlässt, ist dein Hysterie-Gerede noch größer. Oder es ist in der Ich-Form zu verstehen, ebenso wie ahjur in der Ich-Form – und es ist als tadelnde Frage zu verstehen: ‚Sollte ich also Unsinn geredet haben?‘ Das würde bedeuten: Wenn du Abū l-Khaṭṭāb in dieser Angelegenheit glaubst, dann hätte ich in diesem Fall wirklich Unsinn geredet, denn kein vernünftiger Mensch würde so etwas bei klarem Verstand von sich geben.‘“24
Beide von al-Majlisī genannten Möglichkeiten werden vom Text selbst nicht gestützt und führen zu Konsequenzen, die problematisch sind, darunter:
1. Wenn die Aussage im Kontext einer Anrede verstanden wird, bedeutet das, dass Ḥumrān Ibn Aʿyan selbst in Unsinn und Hysterie verfallen wäre, weil er den Worten von Abū l-Khaṭṭāb Glauben schenkte. Dies würde jedoch eine Abwertung von Ḥumrān selbst nach sich ziehen. Haben die Rāfiḍa nicht behauptet, dass diese Aussage eine Form von Beleidigung und Schmähung ist? Ist es dann dem Imām erlaubt, Ḥumrān – der als vertrauenswürdig gilt – zu beschimpfen, nur weil er sich auf die Worte eines Mannes verlassen hat, den er für vertrauenswürdig hielt und dem er keine Täuschung unterstellte?
2. Wenn die Aussage in der Ich-Form verstanden wird, dann hätte aṣ-Ṣādiq sich selbst den Unsinn (hajr) zugeschrieben, allerdings als tadelnde Frage. Dasselbe Argument könnte jedoch auch für die Aussage in Bukhārī und Muslim über einige der Ṣaḥāba verwendet werden: dass es sich dabei um eine tadelnde Frage in Richtung jener handelt, die das Schreiben des Dokuments ablehnten. So wird er mit seinen eigenen Worten widerlegt.
Achtens: Wenn diese Aussage tatsächlich eine Herabwürdigung der Stellung des Propheten ﷺ darstellt und eine Beleidigung oder Schmähung sein soll – wie die Rāfiḍa behaupten –, was sagen sie dann zu den Worten von Zurāra, in denen er Imām Jaʿfar aṣ-Ṣādiq beschuldigt, nicht zu wissen, was aus seinem eigenen Kopf kommt?
Der Shīʿa-Gelehrte al-Kashshī (gest. 854 n. Chr.) überliefert mit seiner Überlieferungskette von ʿUmar Ibn Abān, der von ʿAbdurraḥīm al-Qaṣīr berichtet: „Abū ʿAbdillāh sagte zu mir: ‚Geh zu Zurāra und Buraid und sag ihnen: Was ist das für eine Neuerung (Bidʿa), die ihr eingeführt habt? Wisst ihr nicht, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: Jede Neuerung ist eine Irreführung?‘ Ich sagte zu ihm: ‚Ich fürchte mich vor ihnen.‘ Daraufhin schickte er Laith al-Murādī mit mir. Wir gingen zu Zurāra und überbrachten ihm die Worte von Abū ʿAbdillāh. Er sagte: ‚Bei Allah, er hat mir die Fähigkeit (Istiṭāʿa) gegeben und es selbst nicht einmal bemerkt.‘ Was Buraid betrifft, so sagte er: ‚Nein, bei Allah! Ich werde niemals darauf zurückkommen.‘“25
Dies ist eine eindeutige Beschuldigung von Zurāra gegen Imām aṣ-Ṣādiq, dass er Worte äußert, deren Bedeutung er selbst nicht versteht, und dass er nicht weiß, was er spricht. Soll das etwa bedeuten, dass Jaʿfar aṣ-Ṣādiq Unsinn redete oder gar phantasierte? Oder muss man sagen, dass Zurāra respektlos gegenüber seinem Imām war?
Erstaunlicherweise haben die Gelehrten der Rāfiḍa – obwohl sie selbst zugeben, dass Zurāras Aussage respektlos war – dennoch versucht, seine Worte schönzureden und ihnen eine positive Deutung zu geben.
Der Shīʿa-Gelehrte Muḥsin al-Amīn sagt dazu: „Seine Worte: ‚[…] und es selbst nicht einmal bemerkt‘ enthalten einen Mangel an Höflichkeit, der von jemandem wie Zurāra nicht ausgehen kann. Falls dies tatsächlich überliefert wurde, muss es auf eine andere Art interpretiert werden, ähnlich wie die Worte aṣ-Ṣādiqs (a) interpretiert wurden.“26
Obwohl er also zugibt, dass diese Aussage von Zurāra respektlos war, besteht er darauf, dass sie umgedeutet und in einem positiven Licht verstanden werden muss. Doch wenn es um die Ṣaḥāba des Gesandten Allahs ﷺ geht, scheint für solche wohlwollenden Interpretationen kein Platz zu sein.
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- Aṣ-Ṣirāṭ al-Mustaqīm von ʿAlī Ibn Yūnus al-ʿĀmilī; Bd. 3, S. 3. ↩︎
- Aṣ-Ṣawārim al-Muhriqa von Nūrullāh at-Tustarī; S. 224. ↩︎
- Mashraʿat Biḥār al-Anwār von Muḥammad Āṣif Muḥsinī; Bd. 1, S. 402. ↩︎
- Verzeichnet in Ṣaḥīḥ Muslim, Buch der Testamente, Kapitel: Das Unterlassen eines Testaments für denjenigen, der nichts zu vermachen hat; Bd. 3, S. 1259), Ḥadīth-Nr.: 1637. ↩︎
- Verzeichnet in Ṣaḥīḥ al-Bukhārī, Buch der Jizya, Kapitel: Die Vertreibung der Juden von der Arabischen Halbinsel; Bd. 3, S. 1156), Ḥadīth-Nr.: 2997. ↩︎
- Verzeichnet in Ṣaḥīḥ al-Bukhārī, Buch der Feldzüge, Kapitel: Die Krankheit und der Tod des Propheten ﷺ, Bd. 4, S. 1612, Ḥadīth-Nr.: 4169. ↩︎
- As-Sunan al-Kubrā von an-Nasāʾī; Bd. 5, S. 367, Ḥadīth-Nr.: 5823. ↩︎
- Al-Musnad von Aḥmad; Bd. 3, S. 409, Ḥadīth-Nr. 1935. ↩︎
- Musnad al-Ḥumaidī, Bd. 1, S. 457, Ḥadīth-Nr.: 536. ↩︎
- Mukhtaṣar at-Tuḥfa al-Ithnā ʿAshriyya von ʿAbdul-ʿAzīz ad-Dahlawī; S. 250. ↩︎
- Ash-Shifā bi Taʿrīf Ḥuqūq al-Muṣṭafā von al-Qāḍī ʿIyāḍ; Bd. 2, S. 886. ↩︎
- Al-Mufhim von al-Qurṭubī; Bd. 4, S. 559. ↩︎
- Sharḥ Ṣaḥīḥ Muslim von an-Nawawī; Bd. 11, S. 79. ↩︎
- Fatḥ al-Bārī von Ibn Ḥajar; Bd. 8, S. 133. ↩︎
- Al-Mufhim von al-Qurṭubī; Bd. 4, S. 560. ↩︎
- Sharḥ Ṣaḥīḥ Muslim von an-Nawawī; Bd. 11, S. 93. ↩︎
- Al-Mufhim von al-Qurṭubī; Bd. 4, S. 560. ↩︎
- Fatḥ al-Bārī von Ibn Ḥajar; Bd. 8, S. 132. ↩︎
- ʿUmar, Allahs Wohlgefallen auf ihm, glaubte am Anfang nicht an den Tod des Propheten ﷺ und wies diejenigen zurück, die sagten, er sei verstorben. Er begab sich zur Moschee, hielt eine Ansprache und sagte darin: „Die Heuchler behaupten, dass der Gesandte Allahs ﷺ verstorben sei. Doch bei Allah, der Gesandte Allahs ﷺ ist nicht gestorben! Vielmehr ist er zu seinem Herrn gegangen, so wie Mūsā (Moses) zu seinem Herrn ging. Er war vierzig Nächte lang von seinem Volk abwesend, dann kehrte er zu ihnen zurück. Bei Allah, der Gesandte Allahs ﷺ wird gewiss zurückkehren, so wie Mūsā zurückkehrte, und er wird die Hände und Füße jener Männer abhacken, die behaupten, der Gesandte Allahs sei gestorben.“ ↩︎
- Verzeichnet in Sunan at-Tirmidhī (Bd. 2, S. 385) und Sunan Ibn Māja (Bd. 1, S. 632). ↩︎
- Al-Amālī von aṣ-Ṣadūq; S. 735. ↩︎
- Faraj al-Mahmūm fī Tārīkh ʿUlamāʾ an-Nujūm von Ibn Ṭāwūs; S. 228. ↩︎
- Baṣāʾir ad-Darajāt von aṣ-Ṣaffār; S. 278. ↩︎
- Biḥār al-Anwār von al-Majlisī; Bd. 52, S. 320. ↩︎
- Ikhtiyār Maʿrifat ar-Rijāl von aṭ-Ṭūsī; Bd. 1, S. 364. ↩︎
- Aʿyān ash-Shīʿa von Muḥsin al-Amīn; Bd. 3, S. 559. ↩︎