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Ihr Vorwurf, dass Muʿāwiya für den Tod von al-Ḥusain verantwortlich sei

Das Scheinargument:

Der Shīʿa-Gelehrte at-Tustarī (gest. 1995 n. Chr.) sagte: „Er (gemeint ist al-Ḥusain) wurde getötet und seine Familie wurde gefangen genommen. […] Und obwohl dies durch die Hand von Yazīd geschah, war der eigentliche Grund dafür Muʿāwiya.“1

Antwort auf das Scheinargument:

Erstens: Yazīd gab keinen Befehl zur Tötung von al-Ḥusain. Dies ist sowohl in den Büchern der Sunniten als auch der Schiiten belegt.

In den Büchern der Ahlu s-Sunna:

Qiwām as-Sunna al-Aṣbahānī (gest. 1038 n. Chr.) sagte: „Nach dem, was bei den Überlieferungsexperten überliefert ist, befahl Yazīd ʿUbaidallāh Ibn Ziyād, die Kontrolle über Kufa (Irak) zu sichern und diejenigen daran zu hindern, die die Stadt einnehmen wollten. Als al-Ḥusain Ibn ʿAlī, Allahs Wohlgefallen auf ihm, Kufa ansteuerte, stellten sich ihm die Reiter von Ibn Ziyād entgegen, um ihn am Betreten der Stadt zu hindern. Sie konnten ihn jedoch nur daran hindern, indem sie ihn töteten. Dies ist das, was bei den Überlieferungsexperten als belegt gilt. Yazīd äußerte seine Missbilligung gegenüber ʿUbaidallāh Ibn Ziyād, verfluchte ihn und sagte: ‚Wir hätten uns bei dir mit weniger als der Tötung von al-Ḥusain zufriedengegeben.‘ Er zeigte Bedauern, Trauer und weinte über seinen Tod. Yazīd schlug auf seinen Oberschenkel und verfluchte die Mörder. Er sagte: ‚Ibn Ziyād hat übereilt gehandelt – möge Allah ihn verfluchen.‘ Auch das Schlagen mit dem Stock auf die Zähne (von al-Ḥusain) ist nicht von Yazīd überliefert, sondern dies wird authentisch von Ibn Ziyād überliefert.“2

Und er sagte ebenfalls, dass von ʿAlī Ibn al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm, überliefert wurde: „Man brachte uns zu Yazīd, und wir waren zwölf junge Männer. Er sagte: ‚Bei Allah, ich wusste nichts über den Aufbruch von Abū ʿAbdillāh – das heißt al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm – als er aufbrach, und ich wusste nichts über seine Tötung, als er getötet wurde.‘ Danach zitierte er: „Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder bei euch selbst, ohne dass es in einem Buch [verzeichnet] wäre, bevor Wir es erschaffen – gewiss, dies ist Allah ein leichtes.“3 Dann sagte Nuʿmān Ibn Bashīr zu ihm: ‚Behandle sie so, wie der Gesandte Allahs ﷺ sie behandelt hätte, wenn er sie in diesem Zustand gesehen hätte.‘ Daraufhin weinten die Bewohner des Hauses heftig, und ihre Stimmen wurden laut. Yazīd sagte: ‚Löst ihre Fesseln.‘ Und er löste persönlich die Fessel vom Hals von ʿAlī Ibn al-Ḥusain. Er befahl, sie ins Bad zu bringen und sie waschen zu lassen. Außerdem ordnete er an, Zelte für sie aufstellen zu lassen, eine Küche für sie bereitzustellen, sie mit Kleidung auszustatten und ihnen großzügige Geschenke zu überreichen.“4

Ibn aṣ-Ṣalāḥ (gest. 1245 n. chr.) wurde über Yazīd befragt und sagte: „Es wurde uns nicht authentisch überliefert, dass er die Tötung von al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm, angeordnet hat. Das Überlieferte ist, dass derjenige, der den Befehl für den Kampf gegen ihn erteilte, was letztendlich zu seiner Tötung führte, ʿUbaidallāh Ibn Ziyād war, der damalige Statthalter des Irak. Die Menschen sind in Bezug auf Yazīd in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe liebt und unterstützt ihn, eine andere Gruppe beschimpft und verflucht ihn, und eine dritte Gruppe nimmt eine mittlere Haltung ein, indem sie ihn weder unterstützt noch verflucht. Sie behandelt ihn wie die übrigen islamischen Herrscher und Kalifen, die nicht zu den rechtgeleiteten Kalifen zählen, und bewertet ihn nach denselben Maßstäben. Dies ist die Gruppe, die das Richtige getroffen hat. Ihre Haltung ist angemessen für diejenigen, die die Biografien der früheren Generationen kennen und die Grundprinzipien der offensichtlichen Sharīʿa verstehen.“5

Und in den Büchern der Schiiten heißt es:

Ihr Gelehrter Abū Mikhnaf (gest. 774 n. Chr.) berichtete: „Als man sich darauf vorbereitete, abzureisen, rief Yazīd ʿAlī Ibn al-Ḥusain zu sich und sagte: ‚Allah möge Ibn Marjāna verfluchen. Bei Allah! Wäre ich sein Begleiter gewesen, hätte er mich niemals um etwas gebeten, ohne dass ich es ihm erfüllt hätte. Und ich hätte den Tod von ihm mit allem, was mir möglich ist, abgewendet, selbst wenn das den Verlust einiger meiner eigenen Kinder bedeutet hätte. Doch Allah hat das, was du gesehen hast, beschlossen. Schreibe mir, wenn du etwas benötigst.‘ Anschließend versorgte er sie mit Kleidung und übertrug diese Botschaft dem Überbringer. Als sie schließlich abreisten, begleitete der Überbringer sie während der Nacht und hielt sie stets vor sich, damit sie nicht außer Sichtweite gerieten. Wenn sie abstiegen, zog er sich von ihnen zurück und verteilte sich mit seinen Begleitern um sie herum, ähnlich einem Wachschutz. Er hielt einen Abstand ein, der es jedem von ihnen ermöglichte, seine Notdurft zu verrichten oder sich zu reinigen, ohne sich unwohl zu fühlen. So setzte er ihre Begleitung auf dem gesamten Weg fort, zeigte ihnen Aufmerksamkeit und Fürsorge, bis sie in Medina ankamen.“6

Er sagte außerdem: „Dann rief er [Yazīd] die Frauen und Kinder herbei und ließ sie vor sich Platz nehmen. Als er ihren schlechten Zustand sah, sagte er: ‚Allah möge Ibn Marjāna entstellen! Wäre zwischen ihm und euch eine Verwandtschaft oder ein Band der Nähe gewesen, hätte er so etwas nicht mit euch gemacht und euch nicht in einem solchen Zustand geschickt.‘“7

Auch geben die Gelehrten der Zwölfer-Shīʿa in ihren Berichten über diese Ereignisse an, dass die Ermordung von al-Ḥusain auf die Beratung und Meinung von ʿUbaidullāh Ibn Ziyād und Shimr Ibn Dhī l-Jawshan zurückzuführen sei. So schreibt aṭ-Ṭabrisī:

„Dann kehrte ʿUmar (Ibn Saʿd) an seinen Platz zurück und schrieb an ʿUbaidullāh Ibn Ziyād: ‚Im Namen Allahs, der Allerbarmer, des Barmherzigen. Allah hat die Unruhen beendet, die Gemeinschaft geeint und die Angelegenheiten der Umma geordnet. Dies ist al-Ḥusain, der mir ein Versprechen gegeben hat: entweder zurückzukehren, von wo er gekommen ist, oder an eine Grenzregion zu ziehen, wo er wie ein gewöhnlicher Muslim leben würde – mit denselben Rechten und Pflichten wie alle anderen. Oder er begibt sich zum Befehlshaber der Gläubigen, Yazīd, legt seine Hand in dessen Hand und wartet, was Yazīd zwischen ihnen entscheidet. Dies wäre in deinem Sinne und förderlich für das Wohl der Umma.‘ Als ʿUbaidullāh den Brief las, sagte er: ‚Das ist ein Schreiben eines wohlmeinenden Beraters, der sich um sein Volk sorgt.‘ Doch Shimr Ibn Dhī l-Jawshan trat vor und sagte: ‚Willst du dies von ihm annehmen, obwohl er sich in deinem Land und direkt in deiner Nähe befindet? Bei Allah, wenn er aus deinem Gebiet abreist, ohne seine Hand in die deine zu legen, wird er mächtiger sein, während du geschwächt wirst. Gewähre ihm nicht diese Position! Vielmehr soll er und seine Anhänger sich deinem Urteil beugen. Bestrafst du ihn, so bist du dazu berechtigt. Verzeihst du ihm, so liegt es an dir.‘ Ibn Ziyād antwortete: ‚Dein Rat ist gut, deine Meinung ist richtig. Nimm diesen Brief und geh zu ʿUmar Ibn Saʿd, damit er ihn al-Ḥusain vorlegt.‘“8

Wir stellen auch fest, dass es gemäß den Überlieferungen der Zwölfer-Shīʿa feststeht, dass Yazīd nicht zu den Mördern von al-Ḥusain gezählt werden kann. Dies wird durch ihre Berichte untermauert, in denen es heißt, dass ʿAlī Ibn al-Ḥusain Allah darum bat, ihm den Mörder seines Vaters als Getöteten zu zeigen, wobei Yazīd nicht zu diesen Personen gehörte. Al-Majlisī berichtet:

„Zayn al-ʿĀbidīn pflegte täglich zu Allah zu beten, dass Er ihm den Mörder seines Vaters als Getöteten zeigt. Als al-Mukhtār die Mörder von al-Ḥusain (a) tötete, schickte er die Köpfe von ʿUbaidullāh Ibn Ziyād und ʿUmar Ibn Saʿd durch einen Boten zu Zayn al-ʿĀbidīn. Er befahl seinem Boten: ‚Er betet in der Nacht, und wenn er den Morgen erreicht, betet er das Morgengebet und ruht sich dann aus. Danach steht er auf, putzt sich die Zähne und nimmt sein Frühstück ein. Wenn du zu seiner Tür kommst, erkundige dich nach ihm. Wenn man dir sagt, dass die Mahlzeit vor ihm liegt, bitte um Einlass, lege die Köpfe auf seine Mahlzeit und sage ihm: „Al-Mukhtār sendet dir seinen Gruß und lässt dir ausrichten: O Sohn des Gesandten Allahs, Allah hat dir deine Rache ermöglicht.‘ Der Bote handelte entsprechend. Als Zayn al-ʿĀbidīn die Köpfe auf seiner Mahlzeit sah, fiel er nieder, um Allah zu danken, und sagte: ‚Alles Lob gebührt Allah, der mein Gebet erhört und mir meine Rache an den Mördern meines Vaters gewährt hat.‘ Er sprach Bittgebete für al-Mukhtār und bat Allah, ihm Gutes zu gewähren.“9

Wenn Allah das Gebet von Zayn al-ʿĀbidīn erhört hat und ihm seine Rache an den Mördern seines Vaters al-Ḥusain gewährt wurde, steht fest, dass Yazīd nicht zu ihnen gehört. Falls jedoch das Gebet nicht erhört wurde, hätten sie den Wissensstand von Zayn al-ʿĀbidīn infrage gestellt, da er gemäß dem Inhalt der Überlieferung annahm, dass Allah sein Gebet durch die Tötung dieser Personen erhört habe.

Daher gaben die Zwölfer-Shīʿa selbst zu, dass sie keine authentische Überlieferung finden konnten, die von den Wegen der Ahlu s-Sunna über Yazīd Ibn Muʿāwiya oder andere Mitglieder seiner Familie eine schwerwiegende Verurteilung enthält. Al-Majlisī sagt:

„Dann geschah, was durch seinen Sohn Yazīd […] gegenüber al-Ḥusain (a) an Mord, Gefangenschaft und Erniedrigung geschah. Dennoch wurde kein Vorwurf gegen ihn überliefert, der seine Entfernung aus dem Kreis der Würdigung rechtfertigt. Vielmehr zeigte er Trauer über dieses Ereignis und pflegte, Zayn al-ʿĀbidīn nach diesem Vorfall zu ehren und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Er sicherte ihm sogar Schutz unter allen Bewohnern von Medina während der Tragödie von al-Ḥarra zu. Yazīd befahl Muslim Ibn ʿUqba, ihn zu ehren, seinen Rang zu erhöhen und ihm sowie seiner Familie und seinen Anhängern Sicherheit zu gewähren. Und ähnlich verhielt es sich mit denjenigen, die nach Yazīd aus der Dynastie der Banū Marwān kamen, gegenüber ʿAlī Ibn al-Ḥusain (a). So war er für sie die angesehenste Persönlichkeit seiner Zeit. Ebenso war die Haltung gegenüber al-Bāqir (a) unter den übrigen Banū Marwān und unter Abū al-ʿAbbās as-Saffāḥ, sowie die Haltung gegenüber aṣ-Ṣādiq (a) unter Abū Jaʿfar al-Manṣūr und die Haltung gegenüber Abū al-Ḥasan Mūsā (a) unter al-Hādī und Hārūn ar-Rashīd ähnlich respektvoll.“10

Damit wird widerlegt, dass Muʿāwiya oder Yazīd al-Ḥusain, Allahs Wohlgefallen auf ihm, getötet hätten.

Zweitens: Muʿāwiyas Empfehlung an seinen Sohn Yazīd war eine Bekundung der familiären Verbundenheit zu den Ahlu l-Bayt.

Es ist überliefert, dass Muʿāwiya seinem Sohn Yazīd Gutes für die Ahlu l-Bayt auftrug. Selbst wenn man hypothetisch annimmt, dass Yazīd für den Tod von al-Ḥusain verantwortlich war, dann läge die Schuld allein bei ihm und nicht bei seinem Vater. In aṭṬabaqāt heißt es:

„Als Muʿāwiya im Sterben lag, rief er Yazīd Ibn Muʿāwiya zu sich, ermahnte ihn und sagte: ‚Achte auf al-Ḥusain Ibn ʿAlī, den Sohn von Fāṭima, der Tochter des Gesandten Allahs ﷺ, denn er ist der den Menschen Liebste. Halte die familiären Bande zu ihm aufrecht und behandle ihn mit Nachsicht, so wird er dir Wohlwollen entgegenbringen. Sollte von ihm etwas ausgehen, so hoffe ich, dass Allah sich darum kümmern wird durch jene, die bereits seinen Vater getötet und seinen Bruder im Stich gelassen haben.‘“11

Sollte jemand behaupten, dass Muʿāwiya für die Taten von Yazīd verantwortlich sei, weil er ihn als Nachfolger einsetzte, müsste man analog argumentieren, dass al-Ḥasan Ibn ʿAlī, Allahs Wohlgefallen auf ihm, für jede Verfehlung Muʿāwiyas verantwortlich wäre, da er ihn durch den Friedensvertrag zur Herrschaft legitimierte. Damit wird ihre Scheinargumentation hinfällig.

___________________

  1. Qāmūs ar-Rijāl von Muḥammad Taqiyy at-Tustarī; Bd. 10, S. 121. ↩︎
  2. Al-Ḥujja fī Bayān al-Maḥajja von al-Aṣbahānī; Bd. 2, S. 566. ↩︎
  3. Al-Ḥadīd (Das Eisen) 57:22. ↩︎
  4. Al-Ḥujja fī Bayān al-Maḥajja von al-Aṣbahānī; Bd. 2, S. 567. ↩︎
  5. At-Tanwīr Sharḥ al-Jāmiʿ aṣ-Ṣaghīr von aṣ-Ṣanʿānī; Bd. 1, S. 97.
    Ibn Kathīr schrieb: „Wie wir bereits erwähnt haben, sagte Yazīd: ‚Hätte ich anstelle von Ibn Marjāna [ʿUbaidullāh Ibn Ziyād] gehandelt, hätte ich nicht das getan, was er tat.‘ Und zu den Gesandten, die mit dem Kopf [von al-Ḥusain] kamen, sagte er: ‚Es hätte euch genügt, Gehorsam zu zeigen, ohne all das zu tun.‘ Er belohnte sie nicht und ehrte stattdessen die Familie von al-Ḥusain, gab ihnen alles zurück, was sie verloren hatten, und sogar noch mehr. Er schickte sie in einer prächtigen Karawane und Ausstattung nach Medina zurück. Seine Familie trauerte in seinem Haus um al-Ḥusain, während sich die Familie von al-Ḥusain drei Tage bei ihnen aufhielt.“ (Al-Bidāya wa n-Nihāya; Bd. 8, S. 254). ↩︎
  6. Maqtal al-Ḥusain von Abū Mikhnaf al-Azdī; Bd. 1, S. 215. ↩︎
  7. Maqtal al-Ḥusain von Abū Mikhnaf al-Azdī; Bd. 1, S. 213. ↩︎
  8. Iʿlām al-Warā, al-Ṭabrisī, Band 1, Seite 454. ↩︎
  9. Biḥār al-Anwār von al-Majlisī; Bd. 46, S. 53. ↩︎
  10. Biḥār al-Anwār von al-Majlisī; Bd. 27, S. 344. ↩︎
  11. Aṭ-Ṭabaqāt al-Kabīr von Ibn Saʿd; Bd. 6, S. 423. Al-Khānijī-Edition.
    Ähnlich berichtete Ibn Kathīr: „Sie sagten: Als Muʿāwiya im Sterben lag, rief er Yazīd zu sich, ermahnte ihn und sagte: ‚Achte auf al-Ḥusain Ibn ʿAlī, den Sohn von Fāṭima, der Tochter des Gesandten Allahs ﷺ, denn er ist der den Menschen Liebste. Halte die familiären Bande zu ihm aufrecht und behandle ihn mit Nachsicht, so wird er dir Wohlwollen entgegenbringen. Sollte von ihm etwas ausgehen, so hoffe ich, dass Allah sich darum kümmern wird durch jene, die bereits seinen Vater getötet und seinen Bruder im Stich gelassen haben.‘“ (Al-Bidāya wa n-Nihāya, Bd. 11, S. 501). ↩︎
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